[ABGESAGT] Zur Relevanz zivilgesellschaftlicher Akteur*innen im Transformationsprozess städtischer Ernährungssysteme

Vortrag
Sitzungstermin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Sitzungsraum
SH 1.109
Autor*innen
Susanna Raab (Berlin)
Kurz­be­schreib­ung
In neuen Governancekonstellationen fordern zivilgesellschaftliche Initiativen Einfluss in der Ausgestaltung eines nachhaltigen, städtischen Ernährungssystems. Der Beitrag analysiert inwiefern der lokale Staat bei der Etablierung von Ernährung als Bestandteil des lokalen Wohlfahrtsregimes auf zivilgesellschaftliche Akteur*innen angewiesen ist.

Abstract

Zugang zu guter und nachhaltiger Ernährung hat sich in den letzten Jahren zu einer zentralen Frage in Städten des Globalen Nordens entwickelt. Ein wachsender Teil der Bevölkerung ist von gesunder und nachhaltiger Ernährung ausgeschlossen und findet sich aufgrund von Finanzialisierung und Inflation bei Lebensmitteltafeln wieder oder lebt in Ernährungsarmt. Nicht zuletzt verstärkt die zunehmende Klimakrise die Relevanz einer nachhaltigen Ernährungswende für den lokalen Staat. Produktion, Distribution und Konsumption von Ernährung werden dementsprechend in städtischen Ernährungsstrategien thematisiert und Ansätze einer urbanen sozial-ökologischen Transformation der Ernährungsversorgung ausgehandelt. In diesen Aushandlungsprozessen spielen zivilgesellschaftliche Initiativen und soziale Bewegungen eine zentrale Rolle. In neuen Governancekonstellationen fordern sie Einfluss in der Ausgestaltung gesellschaftlicher Teilhabe an Ernährung auf lokaler Ebene. Ernährungsgerechtigkeit und Ernährungsdemokratie bilden dabei häufig Grundsätze für Transformationsstrategien urbaner Ernährungssysteme.

Im Rahmen des Forschungsprojektes KoopWohl (www.koopwohl.de), wurde zwischen 2020 und Ende 2022 in einer Fallstudie der Aushandlungsprozess zwischen dem Ernährungsrat Berlin und dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg um die Etablierung einer alternativen, nicht-kommerziellen Lebensmittelversorgung – eines LebensMittelPunktes – untersucht. Die Fallstudie hat sowohl die Relevanz der lokalen räumlich-administrativen Ebene für eine nachhaltige Ernährungspolitik gezeigt, als auch die bedeutsame Rolle von zivilgesellschaftlichen Akteur*innen in Transformationsprozessen des städtischen Ernärhungssystems verdeutlicht. In meinem Beitrag auf dem Deutschen Kongress für Geographie möchte ich analysieren, inwiefern der lokale Staat bei der Etablierung von Ernährung als Bestandteil des lokalen Wohlfahrtsregimes auf die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Initiativen angewiesen ist. Darüber hinaus lieferte die Fallstudie mit einem aktivistischen Stadtforschungsdesign wichtige Erfahrungen für die Erforschung räumlicher, sozial-ökologischer Transformationsprozesse. Gerne möchte ich das Panel nutzen, um Potentiale und Herausforderungen solcher Forschungsdesigns zu diskutieren.