Zwischen ökonomischer Verknüpfung und geopolitischer Repolarisierung: Diskurse über die „nächste Supermacht“ China im Deutschen Bundestag und in deutschen Printmedien
Abstract
Heterogene und fragmentierte geopolitische Perspektiven auf China fordern gegenwärtig die ehemals stärker homogenen Repräsentationen des Westens in Bezug auf the world political map und der Rolle der Supermächte heraus. Dabei haben sich die geopolitischen Repräsentationen der USA und der Europäischen Union in den vergangenen beiden Dekaden teilweise unterschiedlich entwickelt, scheinen derzeit aber unter dem Eindruck aktueller globaler Konflikte und Kriege wieder stärker gemeinsame Perspektiven zu entwickeln. Mit Bezug auf diese breitere Debatte präsentiert der Vortrag erste Ergebnisse aus einer Analyse der sich verändernden politischen und ökonomischen Repräsentationen Chinas in Reden aus dem Deutschen Bundestag und in Kommentaren und Leitartikeln in deutschen Printmedien. Die Analyse dieser Diskurse deutet an, dass geographische Imaginationen von China von einer Multiplicity diskursiver Rahmungen gekennzeichnet sind, die zwischen geopolitischen Bedrohungsszenarien und ökonomischen Chancen balancieren. Mit Bezug auf Foucaults Konzept des Archivs kann beobachtet werden, wie bei dieser Entwicklung des geopolitschen Diskurses geographische Imaginationen aus einer langen europäischen Genealogie von Wissensordnungen über China eine zentrale Rolle spielen.