Geographie der Nachhaltigkeitstransformation: Themen, Konzepte und Forschungsperspektiven (1/3)

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-375
Sitzungsreihe
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 14:30–16:00
Raum
HZ 14
Sitzungsleitung
Camilla Chlebna (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Sebastian Fastenrath (Universität Wien)
Sebastian Losacker (Leibniz Universität Hannover)
Kurz­be­schreib­ung
Die thematischen und konzeptionellen Beiträge der Sitzung beschäftigen sich mit Nachhaltigkeitstransformationen aus humangeographischer Perspektive. Ziel ist es insbesondere, neue Forschungsperspektiven zu diskutieren.
Franziska Görmar (Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL))
Leonie Liemich (HS Zittau/Görlitz)
Katrin Martens (Humboldt-Universität zu Berlin)
Thilo Lang (Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL))
Ansätze zur Konzeptualisierung transformativer Kapazitäten und Innovationssysteme

Abstract der Sitzung

Die Bewältigung großer gesellschaftlicher Herausforderungen wie des Klimawandels und der Biodiversitätskrise erfordert einen drastischen Wandel wirtschaftlicher Aktivitäten in allen Sektoren und nachhaltigere Produktions- und Konsumweisen (Steffen et al. 2015). Der erforderliche nachhaltigkeitsorientierte sozio-technische Wandel wird seit etwa zwei Dekaden im interdisziplinären Forschungsfeld der Transition Studies beforscht. Transformationsprozesse verlaufen in der Regel langfristig und werden durch komplexe Wechselwirkungen von Politik, Forschung und Technologieentwicklung, Industrie, Märkten und soziokulturellen Aspekten angetrieben (Geels 2004; Markard et al. 2012). Da Nachhaltigkeitstransformationen direkte räumliche Konsequenzen haben und gleichzeitig räumlich konstituiert werden, nimmt das Thema auch innerhalb der Humangeographie eine zunehmend bedeutsame Rolle ein (z.B. Binz et al. 2020; Chlebna et al. 2022; Fastenrath & Braun 2018; Losacker & Liefner 2020; Truffer & Coenen 2012). Die Humangeographie, insbesondere die Wirtschafts- und Stadtgeographie, bieten dafür hilfreiche theoretisch-konzeptionelle Ansätze für ein zeit-räumliches Verständnis dieser Prozesse. Zum einen helfen diese Ansätze, die Konfigurationen sozio-technischer Systeme besser zu verstehen und zum anderen ermöglichen sie eine Analyse der (räumlichen) sozio-ökonomischen und sozio-ökologischen Konsequenzen. In der humangeographischen Transformationsforschung wird vor diesem Hintergrund beispielsweise untersucht, weshalb in manchen Städten, Regionen oder Ländern Wandlungsprozesse schneller oder langsamer verlaufen, weshalb die geographische Verteilung der Entwicklung und der Anwendung von umweltfreundlichen Technologien räumlich konzentriert ist, inwiefern multi-skalare Zusammenhänge auf Transformationsprozesse wirken oder welche Folgen (globale) Transformationsprozesse auf den (regionalen) Strukturwandel haben. Dabei finden zunehmend Aspekte sozialer Gerechtigkeit, Inklusion und alternative Wirtschaftsverständnisse Beachtung.

In dieser Fachsitzung laden wir zur Einreichung von Forschungsbeiträgen ein, die sich mit verschiedenen Aspekten einer humangeographischen Perspektive zu Nachhaltigkeitstransformationen beschäftigen. Die Fachsitzung ist thematisch offen und verfolgt ein pluralistisches Forschungsverständnis. Eingeladen sind Forschungsbeiträge im Kontext verschiedener wirtschaftlicher Sektoren und Industrien. Wir setzen keinen räumlichen Fokus und berücksichtigen Beiträge mit unterschiedlichen Forschungsansätzen und -methoden. Ziel der Fachsitzung ist es, einen umfassenden Überblick über die deutschsprachige Forschungslandschaft zu Nachhaltigkeitstransformationen in der Humangeographie zu gewinnen und neue Forschungsperspektiven zu diskutieren.