Progressive Infrastrukturen: Emanzipatorische Möglichkeiten des „infrastructural turns“ für Stadtforschung und -politik

Fachsitzung
Lightning Talks
Sitzungs-ID
FS-342
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 11:00–12:30
Raum
HZ 6
Sitzungsleitung
Kurz­be­schreib­ung
Die Fachsitzung beleuchtet, wie Infrastrukturen und deren Transformation zu progressiven gesellschaftlichen Veränderungen beitragen können. Ausgangspunkt dafür ist ein Verständnis von Infrastrukturen als rechte politische Agenda, Mobilisierungsinstrument und Erklärungsansatz für unterschiedliche Ausprägungen des Autoritären. Vor diesem Hintergrund liegt ein besonderer Fokus auf der Frage, welche Rolle Infrastrukturen auch leisten können, um menschenfeindlichen Mobilisierungen entgegen zu wirken.

Abstract der Sitzung

Der „infrastructural turn“ in der Stadtforschung lenkt einerseits den Blick auf Ungleichheiten und Konflikte, die entlang von Infrastrukturen verlaufen. Hierfür stehen exemplarisch Begriffe wie „infrastructural violence“, „infrastructural excess“ etc. Andererseits stehen Debatten um „Energiedemokratie“ oder „Wassergerechtigkeit“ dafür, wie die Transformation von Infrastrukturen zu mehr sozialer Gerechtigkeit, Demokratie und Nachhaltigkeit in Städten und Regionen, wie beispielsweise in ehemaligen Braunkohlerevieren, beitragen kann. Alexander Vasudevan (2015) verwendet den Begriff der „radical politics of infrastructure“ für Infrastrukturen, die stadtpolitische Interventionen ermöglichten. Aus feministischer Perspektive haben Stadtforschende das Konzept der „infrastructures of care“ geprägt, das Infrastrukturen als Möglichkeitsräume für solidarische Praktiken begreift (Lopez et al. 2019). An diese Überlegungen, wie Infrastrukturen und deren Transformation zu progressiven Veränderungen beitragen können, möchten wir mit der Fachsitzung anschließen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Frage, welche Rolle Infrastrukturen leisten können, menschenfeindlichen Mobilisierungen entgegen zu wirken. Ausgangspunkt dafür ist ein Verständnis von Infrastrukturen als rechte politische Agenda, Mobilisierungsinstrument und Erklärungsansatz für unterschiedliche Ausprägungen des Autoritären (Naumann 2021). Während kommunale Verwaltungen in peripheren Räumen immer öfter mit Immobilienerwerben durch extrem rechte Akteure konfrontiert sind (Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt 2022), gibt es auch in „rechten Räumen“ Infrastrukturen, die Engagement gegen autoritäre Tendenzen befördern (Sander 2021).

Um diese Entwicklungen zu beleuchten, laden wir Beiträge ein, die sich auf eine oder mehrere der folgenden Fragen beziehen:

oWas sind Beispiele für progressive Infrastrukturen?

oWas sind Möglichkeiten des Widerstands gegen Infrastrukturen einer autoritären Rechten?

oWas bedeutet eine emanzipatorische Infrastrukturpolitik für Regionen im Strukturwandel?

oWelche methodischen Zugänge der Infrastrukturforschung sind notwendig?

oWas wären emanzipatorische infrastrukturelle Konzepte und Utopien?

Lopez, A., Healy, S., Power, E., Crabtree, L. & Gibson, K. 2018. Infrastructures of Care: Opening up „Home“ as Commons in a Hot City. Human Ecology Review. 24(2), 41-59.

Naumann, M. 2021. Infrastruktureller Populismus. Infrastruktur als Agenda, Instrument und Erklärung rechter Raumproduktionen. Geographische Zeitschrift. 109(4), 208-226.

Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. 2022. Immobilienerwerb und -nutzung durch die extreme Rechte. Handlungsmöglichkeiten von Verwaltung im kommunalen Kontext. Dresden.

Sander, H. 2021. Das andere Brandenburg. Antifa, weltoffene Orte, solidarische Alternativen. Berlin.

Vasudevan, A. 2015. Metropolitan Preoccupations: The Spatial Politics of Squatting in Berlin. Malden.