Bilder postfossiler Zukünfte: Rolle von räumlichen Visionen in städtischen und regionalen Transformationsprozessen
Abstract der Sitzung
Visionen – als auf die Zukunft gerichtete, positive (Ziel‑)Vorstellungen – wird eine hohe transformative Kraft zugesprochen. Sie können die Bereitschaft und den Willen zur Veränderung erhöhen und sie stellen einen Gegenpol zur Krise – als eine weitere Triebkraft für Erneuerung – dar. Visionen dienen zur Orientierung in Transformationsprozessen. Sie helfen, die Komplexität der Aufgaben zu reduzieren und die Handlungsmotivation zu erhöhen, wenn es gelingt den vielzähligen Herausforderungen der Raumentwicklung mit kohärenten Strategien zu begegnen. Wenngleich bei vielen Akteur\*innen ein hohes Problembewusstsein für die Transformationsaufgaben besteht, fehlt es häufig an klaren räumlichen Vorstellungen, Bildern und Strategien für eine postfossile Stadt- und Regionalentwicklung. Dabei stellt sich die Frage, wie gesamträumliche Strategien mit kleinräumlichem Experimentieren verknüpft werden können, um daraus langfristige Visionen, z.B. einer kreislauforientierten Versorgung in Produktion und Infrastrukturen, Mobilität, Ernährungswirtschaft zu entwickeln und Ansätze etwa zur Stärkung der Lebensqualität und Sicherung der biologischen Vielfalt zu vereinen.
Um den Fokus für postfossile Zukünfte zu richten, möchten wir in der Fachsitzung räumliche Visionen aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Wir möchten hinterfragen, welche Rolle räumlichen Visionen in der raumwissenschaftlicher und Nachhaltigkeitsforschung zugeordnet wird sowie welche Erwartungen und methodische Anforderungen an räumliche Visionen gestellt werden. Darüber hinaus können Kontextualisierungen historischer und gegenwärtiger Visionen hinterfragen, welche Natur- und Gesellschaftsverständnisse diese beinhalten und welche Annahmen zu Einflussfaktoren und Wirkmechanismen den großen städtebaulichen oder raumplanerischen Visionen (von Howard über Le Corbusier bis zu den Transition Towns) zugrunde gelegt wurden. Dies hilft abzuschätzen, welche Veränderungen in den Annahmen und Wertvorstellungen nötig werden, um neue Visionen entwickeln zu können. Ein weiterer wichtiger Aspekt soll auf aktuellen Formen und Methoden räumlicher Visionen, deren Interpretation und Anwendung in der räumlichen Praxis liegen (Backcastings, Storytelling etc.).
In die Fachsitzung eingeladen sind sowohl empirisch als auch theoretisch orientierte Beiträge, die dazu beitragen, räumliche Visionen und planerische Strategien zur Visionsentwicklung und deren Ziele, Absichten, Funktionen und Wirkungen zu untersuchen, um Verbindungen und Spannungen zwischen Innovation, regionalpolitischen und planerischen Zielen sowie Nachhaltigkeit aufzuzeigen. Willkommen sind Fallstudien, regionale und international vergleichende Studien, konzeptionelle Ansätze, quantitative und qualitative Analysen und praxisorientierte Ableitungen aus der Governance-Forschung sowie Planungsstudien, um planerische Visionen, Planungsprozesse, beteiligte Akteure und erzielte Ergebnisse zu reflektieren.