Chemische Geographien zwischen ‚neuem‘ und ‚altem‘ Materialismus?

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-205
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 09:00–10:30
Raum
HZ 10
Sitzungsleitung
Friederike Gesing (Universität Graz)
Johanna Kramm (ISOE)
Kurz­be­schreib­ung
Die Sitzung lotet das konzeptionelle Potential einer relational denkenden Chemischen Geographie und möglicher Verknüpfungen zwischen neuem Materialismus und ‚altem‘ Materialismus in unterschiedlichen empirischen Kontexten aus.
Schlag­wörter
Mehr-als-menschliche Geographien, Gesellschaftliche Naturverhältnisse, Chemische Geographien
Nicolas Schlitz (Universität Graz)
The problem of traceability in informal plastic recycling
Nona Schulte-Römer (Humboldt-Universität zu Berlin)
Ignacio Farías (Humboldt-Universität zu Berlin)
The particle/wave pollution problem: Reconceptualizing residues and radiation as modes of contamination

Abstract der Sitzung

Chemische Geographien betrachten die vielfältigen (Wechsel‑)Wirkungen von Chemikalien – künstlich gewonnenen Stoffen und Verbindungen – mit der Atmosphäre, Ökosystemen und Körpern und lassen diese zu „critical sites for politics, government, and everyday experience“ (Barry 2017) werden. Daran knüpfen sich hochrelevante Fragen im Kontext von Regulation und Wissensproduktion, Verschmutzung und Toxizität, Umwelt(un‑)gerechtigkeit und (Über‑)Leben in kontaminierten Welten (Liboiron et al. 2018). Mit Hilfe des neuen Materialismus lässt sich dabei zeigen, wie langlebige, persistente und/oder flüchtige Stoffe eigene Wirkungsmacht entfalten. Diese geht nicht von einzelnen Molekülen und Verbindungen aus, sondern entfaltet sich immer in materiell-sozialen Gefügen, die auch durch soziale Macht- und Ungleichheitsverhältnisse geprägt sind.

Die Sitzung widmet sich diesen Verschränkungen zwischen der Wirkmächtigkeit von „Materie-in-Relation“ (Abrahamsson et al. 2015) und den strukturellen Aspekten kapitalistischer Wertschöpfung, wie sie zuletzt Werner et al. (2021) hinsichtlich der globalen „Glyphosat-Assemblage“ herausgearbeitet haben. Wir möchten das Potential einer relational denkenden Chemischen Geographie ausloten und mögliche Verknüpfungen zwischen neuem Materialismus und politisch-ökomischen Aspekten eines historischen Materialismus (cf. Bauriedl 2016) in unterschiedlichen empirischen Feldern und mit Bezug auf konzeptionelle Aspekte wie Zeitlichkeit, Umgang mit (Nicht‑)Wissen und Umweltgerechtigkeit adressieren und normative Fragen nach Möglichkeiten eines anderen gesellschaftlichen Umgangs mit Chemikalien aufwerfen.

Die Beiträge können sich auf mögliche Themenfelder beziehen: