Möglichkeiten klimagerechten Wohnens: Zur sozial-ökologischen Transformation der Wohnraumversorgung (2/2): Quartier und Sanierung

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-438
Sitzungsreihe
Gehe zu: Teil (1/2)
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 18:15–19:45
Raum
SH 2.106
Sitzungsleitung
Sören Weißermel (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)
Lisa Vollmer (Bauhaus-Universität Weimar)
Jonas Lage (Europa-Universität Flensburg)
Kurz­be­schreib­ung
Diese Session möchte die sozialen und ökologischen Verflechtungen klima- und wohnungspolitischer Fragen, sozialräumliche Implikationen sowie Möglichkeiten für eine sozial-ökologische Transformation der Wohnraumversorgung diskutieren.

Abstract der Sitzung

In jüngster Zeit widmen sich Städte vermehrt klimapolitischen Fragen und entwerfen Programme zur Klimaneutralität. Da der Bereich Wohnen großen Anteil an den Gesamtemissionen hat, ist dessen Dekarbonisierung von großer Bedeutung. Fragen der Wärmegewinnung, der effizienten Nutzung von Heizenergie, der suffizienten Nutzung von Wohnraum (Stichwort Wohnfläche/Person) und der Klimafolgenanpassung des Wohnraums und dessen Umfeld rücken in den Fokus von Öffentlichkeit und Politik. Aufgrund der überwiegend privatwirtschaftlichen Organisation der Wohnraumversorgung, verstärkt durch die Privatisierung öffentlicher Wohnungsbestände seit den 1990er Jahren, haben viele Städte jedoch kaum direkten Zugriff auf die Steuerung der Wohnraumversorgung. Wo es Anreizsysteme gibt, private Eigentümer\*innen in die Lösung der ökologischen Wohnungsfrage miteinzubeziehen, sind diese oft zulasten sozialer Aspekte ausgestaltet. So führt etwa energetische Modernisierung zu Mietkostensteigerungen, da die Kosten auf die Miete umgelegt werden können. Die Notwendigkeit eines investitionsfreundlichen Rahmens für private Energieeffizienzmaßnahmen bietet für Städte auch ein Möglichkeitsfenster zur Initiierung und Legitimation von Quartiersaufwertungen (z.B. im Rahmen von Quartierssanierungsprogrammen). Andersherum werden soziale Fragen häufig zu Lasten ökologischer Schäden bearbeitet. So wird versucht (vermeintlichen) Wohnraummangel, Miet- und Immobilienpreissteigerungen durch Neubau abzumildern. Die angesichts rasant gestiegener Wohnfläche pro Kopf naheliegende Umverteilung von Wohnraum wird nur in Ausnahmen politisch adressiert. Städte sind in dem klimapolitisch so relevanten Bereich des Wohnens also auf private Investitionen und Kooperationen mit privatwirtschaftlichen Akteuren angewiesen, die kein intrinsisches Interesse am Klimaschutz haben.

Durch die Einbettung von Wohnungs- wie Klimapolitik in kapitalistische und neoliberale Strukturen werden soziale und ökologische Belange oft gegeneinander ausgespielt. Die Session möchte die sozialen und ökologischen Verflechtungen klima- und wohnungspolitischer Fragen diskutieren:

Zur Diskussion dieser und weiterer Fragen sind sowohl theoretische Beiträge willkommen, als auch empirische Analysen von städtischer Klimapolitik, alternativen Initiativen und deren Implikationen sowie Möglichkeiten für eine sozial-ökologische Transformation der Wohnraumversorgung.