Neue Herausforderungen, alte Probleme: Das Nachhaltigkeitsparadigma als Treiber von Wohnungsmarktungleichheiten?
Abstract der Sitzung
Im Kontext Urbaner Nachhaltigkeitstransformationen liegen Chancen und Herausforderungen für die Stadtentwicklung und -planung nah beieinander. Die Session verdeutlicht dies anhand von Wohnungsmarktungleichheiten, die aufgrund des aktuellen Nachhaltigkeitsparadigmas neu entstehen oder an Dynamik gewinnen. Ausgangspunkt der Auseinandersetzung sind aktuelle Probleme, Hürden und Herausforderungen an lokalen Wohnungsmärkten, die aufgrund von Politiken und Praktiken einer nachhaltigen Stadtentwicklung und -planung entstehen. Im Sinne einer postpolitischen Handlungspraxis sollen staatlich geförderte Renovierungs- und Energieverbrauchsmaßnahmen, Neubauten im Niedrigenergiesegment oder auch Begrünungsmaßnahmen im (halb‑)öffentlichen Raum dazu dienen, den Effekten des Klimawandels in der Stadt entgegenzutreten und urbane Lebensqualität zu sichern. Gleichzeitig ergeben sich sogenannte trade-offs nicht nur im Hinblick auf die ökonomische Nachhaltigkeitsdimension, sondern vor allem auch in sozialen Fragen. Leistbares Wohnen im Kontext steigender Energie- und Wohnnebenkosten wird zur Herausforderung zahlreicher Mieter\innen, eine ökologische Transformation des individuellen Wohnens ist für viele Mieter\innen wie Wohneigentümer\*innen nicht oder nur schwer finanzierbar. Ein aktuell stärker ökologisch ausgerichtetes Nachhaltigkeitsparadgima (auch im Sinne des EU Green Deal) scheint die soziale Dimension der Nachhaltigkeit zunehmend zu unterwandern und ökonomische Dimensionen sogar zu konterkarieren, wie Ressourcenverknappung, Lieferengpässe und Fachkräftemangel derzeit zeigen.
Die Session-Organisatorinnen freuen sich über Beitragseinreichungen, die sich genau diese miteinander verschränkten Herausforderungen aktueller Stadtentwicklung und damit auch der Stadtplanungspraxis, Förderprogramme sowie damit verbundene Ein- und Ausschlüsse am lokalen Wohnungsmarkt genauer ansehen. Als solches öffnet die geplante Session einen Raum, in dem theoretisch-konzeptionelle Beiträge, aber vor allem auch empirische Fallbeispiele diese Herausforderungen ausleuchten und ggf. Konzepte zur Verhinderung bereithalten. Ziel ist es, gemeinsam in einem ersten Dialog die Spannungsfelder zu identifizieren, um deren Transformationspotential kritisch zu diskutieren.