Planetare Gesundheit oder sozial-ökologische Ontologien: Forschungsperspektiven für (politische) Geographien der Gesundheit im Anthropozän (2/2)
Abstract der Sitzung
Im Anthropozän lässt sich menschliche Gesundheit nicht mehr isoliert betrachten. Planetary Health ist ein ganzheitlicher Gesundheitsansatz und eine soziale Bewegung zugleich. Es entsteht ein Verständnis, dass die menschliche Gesundheit untrennbar in globale Systemzusammenhänge eingewoben ist. Biologische Prozesse reichen von der globalen Biosphäre bis in die menschliche DNA. Kultur und Natur lassen sich nicht mehr als getrennte Sphären verstehen. Auf der anderen Seite zeigt sich in der Forschungspraxis häufig eine Konzentration auf Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt, insbesondere der Einfluss menschlichem Handelns auf diverse ökologische Systeme (z.B. Wasser, Boden, Luft, oder Biodiversität) und deren Rückwirkung auf die menschliche Gesundheit. Es bilden also wieder die klassische Umweltthemen, wie die Auswirkungen des globalen Klimawandels, aber auch der Verlust von Biodiversität und Ökosystemdegradierung, den Fokus der Forschung.
Verschiedene Perspektiven versuchen diesen Widerspruch in den Griff zu bekommen. Planetary Health, One Health, Ansätze der Politischen Ökologie oder der Sozialökologie konzipieren in unterschiedlicher Weise eine Vorstellung gesunderhaltender und/oder krankmachender Verhältnisse auf verschiedenen Ebenen. In unterschiedlichem Maße verbinden sich mit diesen Konzepten auch soziale Bewegungen, etwa der Klima- oder Umweltgerechtigkeit. In wie fern sind die verschiedenen Konzepte dazu geeignet Forschungsprogramme für Medizinische Geographien und Geographien von Gesundheit zu etablieren und welche Möglichkeiten der Verbindung mit politischen Geographien bieten sich an? Welchen Stellenwert erfüllt medizinisches und ökologisches Wissen in den verschiedenen Ansätzen? Wie politisch ist Medizin?