Räumliche Immobilitäten in unterschiedlichen geographischen Kontexten

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-476
Termin
Freitag (22. September 2023), 11:00–12:30
Raum
HZ 15
Sitzungsleitung
Elisabeth Gruber (Alexander von Humboldt-Stiftung)
Julia Kieslinger (FAU Erlangen-Nürnberg)
Kurz­be­schreib­ung
Die Session bringt (empirische und theoretisch-konzeptionelle) Forschungsergebnisse über das Bleiben zusammen und diskutiert räumliche Immobilitäten und deren Implikationen in unterschiedlichen geographischen Kontexten.
Schlag­wörter
Mobilitätsforschung, Migrationsforschung, Immobilität
Serhii Svynarets (Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL))
Tim Leibert (Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL))
Exploring (im)mobility of people living in left-behind places in Germany: The case of Herne in the Ruhr Area
Anthony Miro Born (London School of Economics and Political Science)
Meritocracy from below: Resisting socio-spatial mobility in a stigmatised neighbourhood

Abstract der Sitzung

Das „new mobilities paradigm“ (z.B. Sheller & Urry 2006) setzte den Ausgangspunkt dafür, Mobilitäten und mobile Lebensstile nicht als außergewöhnlich, sondern als Norm zu begreifen. Durch den Forschungsfokus auf mobile Gesellschaften, besteht in den letzten Jahren ein zunehmendes Interesse daran, Lebensumstände, Motivationen und Handlungsoptionen von Menschen, die an Orten bleiben, nachzuvollziehen. Forschungen zu „Immobilitäten“ basieren auf der Feststellung, dass nicht nur Mobilitäten einem Entscheidungsprozess unterliegen, sondern auch das Bleiben (Erickson et al. 2018; Preece 2018; Hjälm 2014). Der Forschungsansatz unterstreicht, dass ortsbezogene Entscheidungen im Spannungsfeld zwischen Mobilität und Immobilität geschehen. Immobilitäten bewegen sich dabei – ebenso wie Mobilitäten – in einem Spektrum zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Entscheidungen, unter anderem beeinflusst von politischen und rechtlichen Gegebenheiten, verfügbaren materiellen und immateriellen Ressourcen sowie Aspirationen (siehe u.a. Mata Codesal 2015, Schewel 2020; Carling & Schewel 2018; Carling, 2002). Unfreiwillige Immobilitäten werden häufig im Kontext von internationaler Migration sowie politischen, rechtlichen und finanziellen Schwierigkeiten der Abwanderung beschrieben. Freiwillige Immobilitäten werden in Studien oftmals mit (sozialen oder wirtschaftlichen) Vorteilen des Bleibens in Verbindung gebracht, welche an bestimmten Orten gegeben sind und beim Verlassen möglicherweise verloren gingen (Hjälm 2014; Stockdale & Haartsen 2018). Forschungen zu (temporären) Immobilitäten haben auch im Zuge der COVID-19 Pandemie, sowie fortschreitender Digitalisierung und der Klimakrise an Bedeutung gewonnen.

Die Session widmet sich daher diesem aktuellen Themenfeld und möchte Forschungsergebnisse und -projekte der deutschsprachigen Geographie (auch in englischer Sprache) dazu zusammenbringen. Willkommen sind sowohl Arbeiten, die sich theoretisch-konzeptionell als auch empirisch mit verschiedenen Formen von Immobilitäten und des Bleibens beschäftigen, sowie damit verbundene Themen beleuchten (z.B. räumliche Dimensionen und Kontextfaktoren; politische, soziale, wirtschaftliche, ökologische Dimensionen; individuelle und Gruppeninteressen; physische und virtuelle Formen; Ortsbedingungen und lokale Entwicklungen; Formen der Ortsverbundenheit, etc.). Die Session soll explizit den Austausch zwischen Forschungsperspektiven ermöglichen, die unterschiedliche geographische Kontexte in den Blick nehmen und einen Nord-Süd-Dialog ermöglichen.