Tiere, Menschen, Räume: Zukunftsträchtige Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeitenfür das Zusammenleben? (2/2)
Abstract der Sitzung
Die gegenwärtigen multiplen Krisen machen deutlich, dass eine tiefgreifende sozial-ökologische Transformation nötig ist, die die Gesellschaft auf eine andere Grundlage stellt. Dafür ist entscheidend, auch die gesellschaftlichen Beziehungen zu den Tieren zu hinterfragen. Jenseits der drängenden ethischen und ökologischen Probleme durch die Tötung und Verwertung von (Nutz‑)Tieren rückt mit Konzepten wie Kohabitation, Koexistenz und Konvivialität auch die Frage in den Fokus, wie ein zukunftsträchtiges Zusammenleben von Tieren und Menschen gestaltet werden kann: Wie können Räume mit Tieren in einer Art und Weise geteilt werden, die den Bedürfnissen der beteiligten Spezies gerecht wird?
In der Session nehmen wir politische, planerische, architektonische und weitere regulatorische Strategien und Praktiken sowie die konkreten Beziehungen zwischen Menschen und verschiedenen Typen von Tieren (z.B. Haus‑, Nutz‑, Wild‑, Grenzgängertiere) in den Blick. Wir möchten diskutieren, welche Beziehungen und deren Ausgestaltungen sich für ein zukunftsträchtiges Multispezies-Zusammenleben eignen und welche Verständnisse des Tierlichen und Räumlichen in ihnen präsent sind. Schließt ein zukunftsträchtiges Zusammenleben emotionale und persönliche Beziehungen zwischen Tieren und Menschen ein? Gehören dazu nur domestizierte Tiere im und am Haus oder auch freilebende Besucher- und Grenzgänger:innen (Wildtiere)? Bisher werden Räume weitgehend als entweder menschliche (Stadt) oder tierliche Räume (Wildnis) imaginiert: Wie können wir sie als gemeinsamen Lebensraum von Tieren und Menschen denken?
Wir freuen uns über Einreichungen, die aus empirischer oder theoretisch-konzeptioneller Perspektive und gerne auch außerhalb Europas und anhand nichtwestlicher Paradigmen u.a. folgende Aspekte berühren
- Zusammenleben von Tieren und Menschen
- Alternative Strategien und Praxen zu bestehenden klima‑, tier- und menschenschädlichen Formen des Tier-Mensch-Verhältnisses: Wie sieht die Zukunft des (Nicht )Zusammenlebens mit Tieren aus?
- Konflikthafte Kohabitationen: Welche Beziehungen und Verhältnisse zu Tieren werden heute in welchen Räumen als konflikthaft wahrgenommen und warum? Welchen Einfluss haben Raumzuweisungen an Tiere auf die Wahrnehmung und wie sähen Alternativen aus? Gibt es Kohabitationen, die konflikthaft bleiben (z. B. durch Gefahren der Krankheitsübertragung), selbst wenn sich die gesellschaftlichen Beziehungen wandeln?
- Animal Agency und Multispeziesarrangements: Wie lässt sich das komplexe Wechselspiel der machtvollen menschlichen Prägung von Räumen wie Wohnungen und Parks bis hin zu Städten und Kulturlandschaften und der schwerlich kontrollierbaren Aneignung und Umgestaltung durch Tiere sichtbar machen?
- Grenzziehung und Grenzüberschreitung: Wie werden Zugänge zu oder Ausschlüsse aus Räumen für sowohl bestimmte Typen von Tieren als auch Gruppen von Menschen gestaltet? Welches Grenzmanagement zeigt sich in Räumen, die von Tieren und Menschen geteilt werden?