Wert-volle Ressourcen? Konzeptionelle Zugänge zu Ethik, Moral und Raum
Abstract der Sitzung
Konflikte und Verhandlungen um sozialräumliche Politiken - sei es hinsichtlich des Umgangs mit Ressourcen (fossile und erneuerbare Rohstoffe, Arbeit, Zeit, Flächen etc.), der natürlichen Umwelt, der Gestaltung des Welthandels oder der Lebens- und Wirtschaftsweisen - reflektieren stark normativ geprägte Zielvorstellungen verschiedener Akteure. Diese spiegeln nicht nur die Frage nach dem grundsätzlichen „Wert“ von natürlicher Umwelt, Ressourcen, Menschen und Dingen, sondern auch nach einem „richtigen“ Umgang mit diesen wieder. Dabei werden in der aktuellen Vielfalt an Debatten um die Gestaltung unserer Zukünfte einerseits beständige Werte, wie das große Normativ „Nachhaltigkeit“ überstrapaziert und damit fast schon bedeutungsleer; andererseits sehen wir einen Wertepluralismus der zunehmend unübersichtlich aber auch konfliktär wird. Geographische Forschungen zu den genannten Themen nehmen dabei häufig eine implizit normative Position ein, indem sie Gerechtigkeit, Fairness oder Demokratie als anzustrebende humanistische Werte setzen.
Wir möchten anschließend an die Ideengeschichte der Moral Geographies und vor dem Hintergrund globaler Verwobenheiten und Brüche der Frage nach der aktuellen Bedeutung und Verhandlung von Werten in geographischem Denken – insbesondere in Bezug auf Ressourcen-Zukünfte - nachgehen. Unser Ziel ist es, Werte als Forschungsgegenstand für die Geographie zu konkretisieren und dabei die inhärente Normativität in Debatten und Forschungen explizit machen.
Wir laden Beiträge ein, die darüber reflektieren, wie und mit welchen theoretisch-konzeptionellen Ansätzen kollektiv geteilte ebenso wie individuelle Werte als Forschungsgegenstand greifbar gemacht werden können, und wie sie von einer generellen Zielvorstellung zu einem empirisch erfahrbaren und gesellschaftlich wirksamen Phänomen werden. Dabei orientieren wir uns u.a. an folgenden Fragen:
- Welche Werte inspirieren Debatten über, bzw. Visionen und Imaginationen von Ressourcen(- Zukünften)? Wann wird inhärente Normativität explizit gemacht?
- Welche Rolle spielen Werte als Ursache für raum- und ressourcenbezogene Konflikte und wie werden sie instrumentalisiert?
- Wie und von wem werden Werte formuliert und priorisiert?
- Wie und von wem werden Werte in Politiken, Programme, Strategien und sozialräumliche Kontextualisierungen übersetzt (global – lokal; multi-lokal)? Welche Auswirkungen haben unterschiedliche Übersetzungen auf die Gestaltung von Gegenwart und Zukunft?
- Wie werden Werte im Sinne einer „präfigurativen Politik“ raumwirksam?
- Was bedeutet ein „verantwortungsvoller“ Umgang mit Ressourcen? Basierend auf welchen Werten wird „Verantwortung für jmd./ etwas“ zugeschrieben?
- Welche normativen Implikationen bringen Forschende in Bewertungsmaßstäbe, Zielverständnisse und Debatten um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen ein?