Digitale Technologien in der häuslichen Care-Arbeit

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-392
Termin
Donnerstag (21. September 2023), 16:30–18:00
Raum
HZ 5
Sitzungsleitung
Karin Schwiter (Universität Zürich)
Kurz­be­schreib­ung
In dieser Session fragen wir danach, welche sozio-technischen Praktiken und Räume durch die Digitalisierung von Care-Arbeit im Wohnraum und darüber hinaus hervorgebracht werden.
Caleb Johnston (Newcastle University)
Geraldine Pratt (University of British Columbia)
Emerging Horizons of Care Technologies in the UK

Abstract der Sitzung

Privatisierung und Individualisierung von Care, unter anderem als Folge neoliberaler Sparprogramme, bringen neue und häufig prekäre Räume und Praktiken hervor (Dowling 2021). Digitale Technologien spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie beinhalten das Versprechen, die im Wohnraum anfallende Care-Arbeit zu vereinfachen und für mehr Sicherheit zu sorgen. So versprechen bspw. digitale Arbeitsvermittlungsplattformen wie Care.com flexible und einfach zugängliche Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen. Unter dem Schlagwort ageing in place werden mittels digitaler Technologien eine möglichst lange Versorgung im vertrauten Umfeld und eine Kostenreduktion von Pflege in Aussicht gestellt.

Allerdings geht die zunehmende Nutzung digitaler Technologien in der Care-Arbeit auch mit einer Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse (Altenried et al. 2021) sowie mit einer Reproduktion der gesellschaftlichen Unsichtbarkeit sozialer Reproduktionsarbeit (Kluzik 2022) einher. Schon die feministischen Technikstudien der 1970er Jahre haben solche Diskrepanzen zwischen Versprechen und Realität der Technisierung entlarvt und gezeigt, dass mit neuen Techniken im Haushalt immer auch neue Ansprüche und Aufgaben einhergehen (Marquardt 2020).

In der Session fragen wir, welche sozio-technischen Praktiken und Räume durch die Digitalisierung von Care-Arbeit im Wohnraum und darüber hinaus hervorgebracht werden. Feministische Geograph\innen haben die Veränderungen alltäglicher und häuslich verorteter Lebensrealitäten durch aktuelle Digitalisierungsprozesse bereits in vielfältiger Weise aufgegriffen (Elwood/Leszczynski 2018; Marquardt 2018; Reid 2022). Sie zeigen bspw. auf, dass Technologien bestimmte Care-Praktiken und Subjektivierungen fördern (Aceros et al. 2015). Diese Normierungen werden von Techniknutzer\innen allerdings nicht ungebrochen angenommen, sondern durch alternative Nutzungsweisen widerständig angeeignet (Roberts/Mort 2009).

Wir freuen uns über Beiträge, die sich unter anderem mit folgenden Fragen beschäftigen:

Einreichungen von Nachwuchswissenschaftler\*innen sind sehr willkommen.