Flächensparen versus Wohnungsnot: Hemmnisse und Lösungsansätze auf stadtregionaler Ebene (1/2)
Abstract der Sitzung
Angesichts angespannter Wohnungsmärkte in vielen Stadtregionen hat die Bundesregierung sich jährlich 400.000 neue Wohnungen zum Ziel gesetzt. Nach der Ressourcenstrategie der Europäischen Union und dem Klimaschutzplan der Bundesregierung soll zugleich der Flächenverbrauch bis 2050 auf Netto-Null reduziert sein. Zwischen beiden Zielen bestehen offensichtliche Zielkonflikte, hinter denen wiederum vielfältige Interessenkonflikte stehen. Zwar kann durch eine flächeneffiziente Innenentwicklung, Nachverdichtung, Umwidmung im Bestand und Brachflächenentwicklung der Flächenverbrauch verringert werden. In angespannten regionalen Wohnungsmärkten setzen die Zielvorgaben der Wohnungspolitik jedoch auch die Mobilisierung von Bauland voraus.
Im Ergebnis zeigen sich heute sehr gegensätzliche regionale Wohnungsmarktsituationen zwischen Wohnungs¬über¬hängen und gehäuften Leerständen in schrumpfenden Regionen und Wohnraummangel mit Preissteigerungen und Versorgungsengpässen in wachsenden Regionen. Beide Entwicklungen erfordern jeweils spezifische Ansätze planerischer Steuerung und Impulse im Hinblick auf eine bedarfsgerechte und nachhaltige Entwicklung. Zur Minimierung der Nutzungskonflikte, insbesondere zwischen Wohnraumbeschaffung, Landwirtschaft und Umweltschutz und um den Anforderungen der Hochwasservorsorge Rechnung zu tragen, bildet insbesondere die orts- und lagetypisch abgestufte bauliche Dichte einen zentralen Schlüssel. Insbesondere im Umland der Kernstädte wird eine Erhöhung der realisierten Baudichten unumgänglich sein.
Offensichtlich ist, dass die beschriebenen Herausforderungen nicht durch eine Kommune alleine gelöst werden können, da Angebot und Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt regional wirksam werden und Wachstumsgrenzen der Kernstädte Ausweichprozesse in Umlandregionen bzw. in erweiterte zweite oder dritte Umlandringe erfordern. Wohnungssuchende als auch Investoren agieren ohnehin über kommunale Grenzen hinweg. Flächenplanung, Boden- und Wohnungspolitik bedürfen daher einer intensivierten und verbesserten regionalen Koordination – sowohl durch eine stärkere Ausrichtung raumordnerischer Ansätze auf die stadtregionalen Wohnungsbedürfnisse als auch durch eine verbesserte interkommunale Kooperation in der Wohnbaulandentwicklung.
Die Session beleuchtet das Spannungsfeld zwischen Flächensparen und Wohnungsnot. Mögliche Anknüpfungspunkte für Beiträge sind sowohl Hemmnisse stadtregionaler Kooperationen im Umgang mit den beschriebenen Zielkonflikten als auch Praxisbeispiele mit Lösungsansätzen auf der interkommunalen Ebene. Willkommen sind sowohl empirische Analysen als auch theoretisch-konzeptionelle Beiträge zum Thema der Session.