Soziale Infrastrukturen und transformatives Wissen: Funktionale und performative Zugänge zur Großen Transformation auf lokaler Ebene (2/2)
Abstract der Sitzung
Bildung und Wissen gelten als Schlüssel für die Große Transformation hin zu nachhaltiger Entwicklung, um eine Vielzahl an Akteur\innen zu befähigen und zu motivieren, gemeinsam grundlegende Veränderungsprozesse zu gestalten. In der Nachhaltigkeits- und Transformationsforschung werden üblicherweise drei Wissensformen unterschieden. Fachexpertise liefert Systemwissen, mit dessen Hilfe die Komplexität sozial-ökologischer Systeme verstanden werden kann, Visionen und normative Setzungen bieten Orientierungswissen, um konkrete Ziele auch in ihrer zeitlichen Perspektive nachvollziehbar zu formulieren, und Handlungswissen schließlich beschreibt, wie diese Ziele auf Grundlage des Systemwissens erreicht werden können. Als eine Grundvoraussetzung für den Erfolg transformativer Prozesse kann die Berücksichtigung der Vernetzung unterschiedlicher Akteur\innen aus Planung, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft identifiziert werden, die in ko-produktiven Arrangements diese Wissensformen in transdisziplinäre Dialoge bringen.
Entsprechende sozialräumliche Arrangements der Diskussion finden sich auf unterschiedlichen Maßstabsebenen, beispielsweise im Rahmen der globalen Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen, der „vier großen Is“ Innovation, Infrastruktur, Investition und Inklusion des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen, der Ideen von „Regionen transformativen Wissens“ oder der Nachhaltigkeitsinitiativen einzelner Städte und Gemeinden. Auf der lokalen Ebene von Stadtteilen und Nachbarschaften können soziale Infrastrukturen wie Cafés, Bibliotheken, Kulturzentren, Parks oder Reallabore solche Arrangements nachbarschaftlicher Begegnung, politischer Diskussionen und kulturellen Austauschs bieten. Diese sozialen Infrastrukturen werden konzipiert 1) als eine Beschreibung funktionaler Ausstattung, die als physisch-materieller Rahmen Aushandlungsprozesse ermöglicht und konstituiert, 2) als Metapher für soziale Organisationen und Einrichtungen der gesellschaftlichen Vernetzung, der politischen Teilhabe und des kulturellen Austauschs und 3) als Ergebnis transformatorischer Perspektiven und Praktiken.
Zu dieser Sitzung laden wir Vortragsangebote ein, die sich mit folgenden und themenverwandten Fragestellungen beschäftigen:
- Welche Chancen und Probleme für transformative Praktiken ergeben sich aus der Einbettung sozialer Infrastrukturen auf der lokalen Ebene?
- Wie beeinflussen Akteur\*innenkonstellationen sozialer Infrastrukturen die Produktion unterschiedlicher Wissensformen für die Große Transformation?
- Welche Bedeutung haben Vernetzungen zwischen verschiedenen sozialen Infrastrukturen für unterschiedliche Handlungsfelder der Großen Transformation?
- Inwiefern kann Governance zur Gestaltung sozialer Infrastrukturen als Aushandlungs- und Begegnungsorte für die Große Transformation beitragen?
- Inwiefern konstituieren Praktiken der Großen Transformation neue Formen sozialer Infrastrukturen?