Tourismus Macht Stadt (1/2)
Abstract der Sitzung
Städtetourismus ist zu einem Phänomen geworden, das viele Metropolen, Groß- und Kleinstädte betrifft und diese ökonomisch, sozial, ökologisch und politisch prägt. Da sich das touristische Wirken häufig nicht nur auf einige wenige touristische Sehenswürdigkeiten innerhalb von Städten konzentriert, sind viele unterschiedliche städtische Areale von Touristifizierung betroffen. Dies hat weitreichende Folgen für die Stadtgesellschaft und Stadtentwicklung. Es kommt zu sicht- und unsichtbaren Konflikten innerhalb der Stadt, die unter anderem mit der Verdrängung von Bewohner\innen, Nutzungen, Bräuchen und Branchen einhergehen. Diese Entwicklungen sind unter dem Stichwort Overtourism in der wissenschaftlichen wie öffentlichen Debatte auf Kritik gestoßen. Dennoch vermarkten sich viele Städte weiterhin als bedeutende touristische Destinationen mit dem Ziel weitere Tourist\innen anzuziehen. Zugleich werden städtische Strategien entwickelt, die Belastungen für Bewohner\*innen und Umwelt abmildern und so Proteste gegen die touristische Inwertsetzung zu befrieden versuchen. Diese widersprüchlichen und teils divergierenden politischen Ansichten und Positionierungen zum Tourismus lassen sich vielerorts beobachten.
In der deutschsprachigen geographischen Forschung fehlt eine kritische Perspektive auf die touristische Produktion und Überformung der Städte bisher jedoch weitgehend. Mit dieser Session wollen wir daher Beiträge versammeln, die sich kritisch mit dem Verhältnis von Tourismus, Macht und Stadt auseinandersetzen und dabei diskutieren, wie Städte durch Tourismus „gemacht“ werden. Wir freuen uns über theoriegeleitete und empirische Beiträge unter anderem zu Themenbereichen wie:
- Politische Ökonomie des Tourismus (z. B. ungleiche Entwicklung in der Stadt, Kommodifizierung durch Tourismus)
- Politische Regulierung und Governance von Tourismus (z. B. Eventisierungspolitiken, Festivalisierung, Stadtmarketing)
- Politische Ökologie des Stadttourismus (z. B. Müll, Umweltzerstörung)
- Geographien der Arbeit im Tourismussektor (z. B. Arbeitsverhältnisse in touristischen Dienstleistungen)
- Touristische Gentrifizierung (z. B. Mietpreissteigerungen, Konkurrenzen um Wohnraum)
- Feministische und intersektionale Perspektiven auf Stadttourismus (z. B. Reproduktion von Geschlechter- und kolonialen Verhältnissen im Tourismus)
- Öffentliche Räume und Tourismus (z. B. Verdrängung aus öffentlichen Räumen)
- Soziale Konflikte und Tourismus (z. B. Overtourism, Recht auf Stadt)
Darüber hinaus freuen wir uns über weitere Einreichungen, die Fragen des Tourismus in Städten aus einer kritisch-geographischen Perspektive diskutieren.