Flussdeltas als Klimawandel-Hotspots: Globale Veränderungen in verwundbaren Räumen

Fachsitzung
Sitzungs-ID
FS-269
Termin
Mittwoch (20. September 2023), 14:30–16:00
Raum
SH 1.104
Sitzungsleitung
P. Michael Link (Universität Hamburg)
Michael Fink (Universität Hamburg)
Kurz­be­schreib­ung
Flüsse, Deltas und daran angrenzende Küsten werden sehr von klimabedingten Umweltveränderungen sowohl von Land- als auch Meeresseite beeinträchtigt. Die Sitzung betrachtet deren Auswirkungen auf gesellschaftliche Stabilität, Konflikt und Kooperation.
Katharina Seeger (Universität zu Köln)
Andreas Peffeköver (Universität zu Köln)
Anissa Vogel (Universität zu Köln)
Philip Minderhoud (Wageningen University)
Helmut Brückner (Universität zu Köln)
Frauke Kraas (Universität zu Köln)
Dominik Brill (Universität zu Köln)
Überflutungen im Ayeyarwady Delta, Myanmar: Einblicke in raumzeitliche Muster auf Basis von Untersuchungen von Sentinel-1-Daten

Abstract der Sitzung

Schon in der Geschichte begünstigten Flüsse und Deltas die Gründung von Städten und Hochkulturen als Knotenpunkte von Transportwegen für Menschen, Güter und Wissen. Bis heute sind Flüsse, deren Mündungsgebiete und die daran angrenzenden Küstenzonen die wirtschaftlichen und sozialen Lebensadern vieler Länder. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Küstennähe und die Deltaregionen wachsen überdurchschnittlich in Bezug auf Bevölkerung, Wirtschaft und politischer Bedeutung. Gleichzeitig sind die Regionen und ihre Infrastruktur in besonderem Maße anfällig für Naturgefahren wie Hoch- und Niedrigwasser, Überschwemmungen und dem Meeresspiegelanstieg.

Die Deltaregionen großer Flusssysteme wurden stark durch menschliche Siedlungen und wirtschaftliche Aktivitäten verändert. Einerseits zeugen das Wachstum und die Dynamik der Stadtentwicklung von enormer Anpassungsfähigkeit und das Leben an der Grenze zwischen Land und Meer bringt viele Vorteile mit sich. Andererseits sind diese Zentren wirtschaftlicher Aktivitäten auch besonders vulnerable hinsichtlich der Veränderungen der Umweltbedingungen, die z.B. durch den Klimawandel hervorgerufen werden können. Außerdem weisen die angrenzenden Küstenzonen eine starke anthropogene Überprägung auf und natürliche Pufferzonen wie Auen und vegetationsreiche Tidezonen verschwinden. Intensive wirtschaftliche Nutzung, Bevölkerungswachstum, Trinkwasserversorgung und Grundwasserentnahme können beispielsweise auch zu einer Bodensenkung führen, was auf lokaler und regionaler Ebene die möglichen Auswirkungen des globalen Meeresspiegelanstiegs deutlich beeinträchtigen kann. Eine Übernutzung der vorhandenen Ressourcen kann neben lokalen Herausforderungen auch zu Konflikten zwischen Anrainerstaaten der Flusssysteme in Bezug auf Wasserressourcen und Meeres- und Landnutzungsfragen führen. Der Schutz der Flüsse und angrenzenden Küstenregionen erfordert Anpassungsmaßnahmen, damit die Werte, die dort generiert wurden, in ausreichendem Maße geschützt sind. Dies erfordert die Einbeziehung unterschiedlicher Akteure und Ebenen und die Einigung auf gemeinsame Strategien. Der Umgang mit der Bedrohung durch den globalen Meeresspiegelanstieg betrifft zudem insbesondere Regionen, die häufig nur geringe Kapazitäten haben, um auf derartige Herausforderungen angemessen zu reagieren.

In dieser Vortragssitzung soll das Wechselspiel von Natur und Gesellschaft im Hinblick auf Flusssysteme, Deltas und die angrenzenden Küstenräume beleuchtet und der Umgang menschlicher Gesellschaften mit ihnen auf verschiedenen Skalen herausgearbeitet werden. Welche Herausforderungen durch Umweltveränderungen, insbesondere dem Klimawandel, treten auf und wie wird ihnen wirtschaftlich, sozial und politisch begegnet? Wie kann ein nachhaltiger Umgang mit begrenzten Ressourcen wie Trinkwasser oder der Fischerei erreicht werden? Führen veränderte Umweltbedingungen zu größeren Spannungen oder sorgen sie stattdessen für mehr Kooperation?