Geographien sozialer Netzwerke und Netzwerke sozialer Geographien (2/2)
Abstract der Sitzung
Netzwerke spielen in vielen verschiedenen Bereichen der Wirtschaftsgeographie eine wichtige Rolle: Im Kontext lokaler Industriecluster und Entrepreneurial Ecosystems, globaler Wertschöpfungsketten und Produktionsnetzwerke, für Stadt- und Global City-Netzwerke, in der Geographie des Wissens, des Lernens und der Innovation und für Formen der regionalen Governance. Gleichzeitig sind Netzwerkforschung und organisierte Netzwerke als Instrumente zur Bewältigung aktueller gesellschaftlicher und organisatorischer Herausforderungen bedeutsam, wie z.B. in der Governance von Wirtschaftsförderung und Policy-Netzwerken, der Steuerung von Nachhaltigkeitstransitionen oder der Koordination von Klima- und Pandemiekatastrophen (Bodin & Crona 2009; Scott 2015). Jüngste Metaanalysen dokumentieren die Vielfalt dieses wachsenden Forschungsansatzes (Uitermark & van Meeteren, 2021; Glückler & Panitz, 2021). Lange Zeit haben sich die konzeptionellen Strömungen relationalen Denkens und die Methoden der sozialen Netzwerkanalyse fast unabhängig voneinander entwickelt. Während formale Methoden der Netzwerkgeometrie (Haggett & Chorley, 1969) bereits in den 1960er Jahren angewandt wurden, haben sich die theoretischen Grundlagen relationalen Denkens erst viel später in der Geographie entwickelt, u.a. in der Diskussion der Akteur-Netzwerk-Theorie, der Kulturellen Geographien der Ökonomie, der Praxistheorie, der Theorie sozialer Netzwerke und der relationalen Wirtschaftsgeographie. Aufgrund der Diskrepanz zwischen formaler Analyse der Netzwerkstruktur und der qualitativen Analyse sozialer Bedeutungen von Beziehungen bedarf es integrativer Ansätze relationaler Forschung. Angesichts des wachsenden Interesses in der Wirtschaftsgeographie an Phänomenen wie Kreativität, Wissen, Innovation, Resilienz, Governance, Institutionen oder industriellen und gesellschaftlichen Transitionen zielt diese Sitzung darauf ab, qualitative Ansätze zur Analyse der Bedeutung von Netzwerken und quantitative Ansätze zur Analyse der formalen Struktur von Netzwerken zu verhandeln und gegenseitig zu befruchten. Die Sitzung lädt zu theoretischen, methodischen und empirischen Beiträgen ein, die unter einem breiten Spektrum möglicher Themen z.B. folgende Bereiche beleuchten können:
- Analyse und Modellierung sozialer Netzwerke
- Qualitative Netzwerkanalyse
- Mixed-Methods-Ansätze für soziale Netzwerke
- Räumliche Struktur und Entwicklung von sozialen und organisatorischen Netzwerken
- Der Einfluss von Organisationsnetzwerken auf die regionale Wirtschaftsentwicklung
- Konzepte und Methoden zur relationalen Analyse von Regionen und der Räumlichkeit von Organisationen
- Dynamiken von intra- und interorganisatorischen Netzwerken im Raum
- Netzwerke interregionaler und globaler Beziehungen
- Beziehungsstrukturen von Märkten auf regionaler und globaler Ebene.
- Die Rolle von Netzwerken im Kontext gesellschaftlicher und industrieller Übergänge
- Zusammenhänge zwischen sozialem Handeln und Netzwerkstrukturen.