Menschenrechte und Menschenpflichten: Die Bedeutung von Menschenrechten und Menschenpflichten für Geographiedidaktik und Geographieunterricht
Abstract der Sitzung
„Menschenrechte und Menschenpflichten“ ist der Titel des 2018 erschienenen Buches Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann, in dem sie diese Begriffe als Schlüsselbegriffe für eine humane Gesellschaft herausarbeitet. In unserer Fachsitzung gehen wir der Frage nach, welche Bedeutung diesen Begriffen im Geographieunterricht zukommen kann bzw. soll. Diese Frage kann zugleich als klassisch gelten (Haubricht 1990) und weist sehr hohe aktuelle Bedeutung auf, führt sie doch auch zu derzeit zentralen Diskurslinien von Moralphilosophie (Nida-Rümelin 2009; Butler 2009; Benhabib 2016), Pädagogik (Fritzsche et al. 2017, Landauer Manifest) und Geographiedidaktik (Pokraka et al. 2016, AG Menschenrechte), aber auch von politischer Geographie (CHREN, Korf MRZ). Dass es zum Leben eines jeden Menschen gehört, nicht bloß irgendwie zu überleben, sondern sein Leben menschenwürdig leben zu können, ist vor dem Hintergrund des Universalismus der Menschenrechte unbestritten. Zur Diskussion steht aber, woran die Menschenrechte orientiert sind, von wem und auf welche Weise Menschenrecht durchgesetzt und sichergestellt werden sollte. Betrachtet man konkrete Formulierungen dieser Rechte, die auch Freiheit, Sicherheit und Bildung umfassen, wird die Brisanz dieser Fragen deutlich.
Es gilt auch zu klären, in welchem Verhältnis der eher ungewöhnliche Begriff der Menschenpflichten zu dem der Menschenrechte steht. Über diese gesellschafts‑, identitäts- und kulturpolitische Dimension der Begriffe hinaus geht es in dieser Fachsitzung um eine dezidiert geographiedidaktische Reflexion, die letztlich auch die Rechte und Pflichten des Geographieunterrichts selbst in den Blick rückt.
Folgende Fragen konkretisieren unser Anliegen:
- Woran orientieren sich Menschenrechte und Menschenpflichten? In welchem Verhältnis stehen die Begriffe?
- Welche Bedeutung haben die Begriffe vor dem Hintergrund der Fragen nach gesellschaftlichem Zusammenhalt und Identitätspolitiken?
- Welche Bedeutung haben die Begriffe vor dem Hintergrund globaler und postkolonialer Debatten?
- Wie können die Begriffe im Geographieunterricht und in der Geographiedidaktik fruchtbar werden?
- In welchem Verhältnis stehen inhaltliche Behandlung geographischer Themen und Form der Vermittlung?
- Welche Rechte und Pflichten haben GeographiedidaktikerInnen und GeographielehrerInnen?
Betrachtet man die Situation auf der Erde, so zeigt sich allerdings, dass sich Rechte und Pflichten teilweise ergänzen, teilweise kollidieren, teilweise sogar widersprechen. Vor dem Hintergrund der Berücksichtigung von Rechten aller Menschen, werden die explizit geographischen Herausforderungen der Globalität von Rechten, sowie der Frage nach Rechten zukünftiger Generationen als zentrale Orientierungsfragen für unser Handeln in der Welt deutlich.